Karikaturen und Cartoons

von Roger Schmidt

Karikaturist Roger Schmidt

Weihnachten, fast ein Fest der Freude

Weihnachten, das Fest der Freude? Nein, das Fest zum Weinen. Warum Weinen? Weil Heiligabend all die weinen, die mal wieder unzufrieden mit ihren Geschenken sind. Dabei fing alles so gut an. Wunschzettel, Glühwein, noch mehr Wunschzettel, noch mehr Glühwein… wo ist der Wunschzettel? Und dann die hübschen Adventskerzen. Diese bringen einen auch zum Weinen – mal wieder die Pfoten beim Anzünden der Adventskerzen zu dicht an die Flamme gehalten. Das gelingt umso besser, je tiefer der Docht in der Kerze versunken ist. Das Feuerzeug nun senkrecht reinhalten und den Zündstein bestätigen. Und schon brennt die Flamme und glüht der Daumen. Glücklicherweise hilft hier die moderne Technik: LED-Kerzen. Nicht mehr die Flamme als chemischer Prozess, sondern die Licht ausstrahlende LED, betrieben mit sauberen elektrischem Strom. Und so sind wir noch dichter am christlichen Weihnachtsfest dran, als Verschmelzung mit dem Sonnengott, vergessen wir nicht den Stern von Bethlehem! Wir feiern Weihnachten nun im Kerzenschein auf der Basis von elektrischem Strom. Und Strom mit seinen Elektronen und Quanten, dass ist doch was ganz anderes als das Verbrennen von Kerzendocht. Die flackernde Kerze können wir sehen, aber der Strom transzendiert uns: Einmal in die Steckdose gefasst und das Prickeln gespürt. Nichts gesehen, aber es war da, das Gefühl von Vergänglichkeit, das Leben nach dem Tod zum Greifen nah. Traum der Christenheit…

Aber glücklicherweise ist Weihnachten nicht auf die Kerze reduzierbar. Es ist das Fest der Liebe. Und Liebende verbringen ihre Zeit gerne bei Kerzenschein. So sollte es zumindest sein. Harmonie… alle lieben sich, alle können miteinander. Interessant, zu Weihnachten scheinen wir alles Unangenehme zu verdrängen und unsere Grenzen zu vergessen. Dabei steht die Kerzenflamme für die reinigende Kraft des Fegefeuers. Spätestens wenn der Baum, dann die Geschenke, das Haus und die Kreditkarten in Flammen stehen, gibt’s die Chance für den Neuanfang.
Was bringt uns zu Weihnachten noch zum Weinen? Der Konsumterror, der das ganze Weihnachtsgeld so in seine Einzelteile zerlegt, das nichts mehr übrig bleibt. Der Zwang zur Freundlichkeit, wenn Eltern mal wieder die CD einer Band schenken, die schon seit zwei Monaten obermegaout ist. Das peinliche Dankeschön der pubertierenden Jugendlichen für die neueste Fortsetzung des Bestsellers „Feuchtgebiete“. Die nervige Weihnachtsfeier, auf der der Chef in langer Ansprache die gute Zusammenarbeit betont und sich für die guten Ergebnisse bedankt. Die Angst der Eltern, nicht genug im Vergleich zu den Schulfreunden geschenkt zu haben.

Wir erkennen: Weihnachten berührt uns, Weihnachten ist etwas fürs Herz. Dummerweise geht die Spendenbereitschaft für Herzen immer mehr zurück. Vermutlich weil immer weniger da sind. Die dritte Welt hat da ganz andere Sorgen. Man sagt, dass die Menschen dort mehr Herz haben, stimmt wahrscheinlich nicht, wenn man an all die traumatisierten Kriegsländer denkt, trotzdem, manch armes Land bezeichnet sich als glücklicher als die reichen Westlichen. Dabei haben die nur kein Geld für die Weihnachtsgeschenke. Und feiern das Weihnachtsfest sowieso nicht. Dass machen wir hier im Westen ja auch erst seit 200 Jahren, als unsere gutbürgerliche Gesellschaft die sinnlichen Krippenspiele aus den Kirchen nach Hause brauchten. In der Kirche wird heute nur noch gesungen, tun wir zuhause auch, womit wir wieder beim Glühwein wären…

Karikatur, Cartoon: Lost Christmas - Wham! © Roger Schmidt

Lost Christmas

Gesponsert von Bundesfinanzminister Olaf Schulden, sorry, Scholz mit 30 Milliarden pro Woche. Und jetzt alle zusammen: „Lost Christmas…“

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Und immer diese Weihnachts-Kritiker. Gönnen einem keine Freude. Noch nicht mal Tränen. Das Christkind gäbe es ja gar nicht. Hat noch nie einer gesehen. Ist doch klar, hat denn schon mal einer Gott oder einen Engel gesehen? Die Kinder interessiert dieses Argument übrigens überhaupt nicht. Denn die Geschenke bringt der Weihnachtsmann. Und den habe ich, wie viele andere Kinder auch, schon selber gesehen! Klingelte an der Tür, machte seinen Sack auf und verteilte die Geschenke. Versoffen war er – ja – jedes Jahr stand draußen vor der Tür, fast hätte ich gesagt, versteckt, eine Flasche Schnaps. Denn braucht er wohl, weil er nur an einem Tag im Jahr Geschenke verteilen darf. Denn Rest des Jahres weint der Weihnachtsmann. Armer Alkoholiker…

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Karikatur, Cartoon: Newsletter gegen Zensur © Roger Schmidt