Am Beispiel des Klimaaktivisten Roger Hallam [1], Mitbegründer der Klimabewegung „Extinction Rebellion“ lässt sich der Missbrauch des Begriffes „Holocaust“ besonders gut zeigen. Aber nicht nur er, auch viele andere nutzen ähnliche Vergleiche. Wir erinnern uns zum Beispiel an Carola Rakete [2], die den KZ-Vergleich für ihre Migrationsargumente weitgehend unbemerkt und unwidersprochen benutzte, oder Papst Franziskus [3], der diesbezüglich auch seine Ergüsse zum Besten gab und darauf angesprochen, auch noch für gerechtfertigt hält.
Was ist so schlimm am Vergleich des Holocausts mit dem Klimawandel? Man glaubt doch, für eine gute Sache zu kämpfen. Darf man nicht mehr vergleichen? Natürlich darf man das. Wie soll man unterscheiden können, wenn man nicht vergleicht? Aber die schrillen Töne, die hier angesetzt werden, das Thema für das man sich glaubt einsetzen zu müssen, wird durch einen solch extremen Vergleich zur alleinigen Ursache aller Probleme. Ein einmaliges Verbrechen wie der Holocaust wird benutzt, um Bilder und Gedanken hervorzurufen, die die Schrecken des Klimawandels auf das gleiche Niveau heben sollen wie den Holocaust selbst.
Weiterhin behauptet Roger Hallam, der Holocaust sei nur einer von vielen Genoziden. [3] Er hält Völkermorde für fast normale Ereignisse. Die überaus brutale Ausbeutung des Kongo durch den belgischen König Leopold II dient ihm als Illustration seines apokalyptischen Weltbildes. Es ist Blödsinn was Roger Hallam und all die anderen Vergleichenden da behaupten. Mal ganz davon abgesehen, dass es für einen Völkermord einer eindeutigen Tötungsabsicht bedarf. Es historisch falsch und verzerrend die koloniale Ausbeutung mit dem Völkermord eines Holocausts auf eine Ebene zu stellen. Hallam hat schlichtweg keine Ahnung, was ein Genozid ist und er nutzt diese Verzerrung bewusst, um das eigene Anliegen, die Folgen des Klimawandels, zu übertreiben. Mit dem Ziel, Angst und Furcht zu erzeugen. Um eine Dringlichkeit herzustellen, die geradezu alles rechtfertigt. Der Zweck soll die Mittel heiligen. Als wenn es keine anderen Argumente gäbe, Menschen zum Handeln aufzufordern. Der Vergleich mit dem Holocaust mag hier vielleicht kurzfristig funktionieren, er untergräbt aber aufgrund seiner Zweckes zunächst einmal die Glaubwürdigkeit Hallams & Co., bedenkenswert ist aber, dass durch diese Vergleiche der Begriff Holocaust selbst seinen Schrecken verliert. Die Leute nehmen das hin, gewöhnen sich daran. Und dann?
Wie sagte Elie Wiesel, Nobelpreisträger und Überlebender der Konzentrationslager sagte: „Ich habe immer daran geglaubt, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass ist, sondern Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Glaube ist nicht Überheblichkeit, sondern Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Verzweiflung, es ist Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit ist nicht der Anfang eines Prozesses, es ist das Ende eines Prozesses.“
Und am Ende hat der Begriff „Holocaust“ sein Pulver verschossen, die Leute sind ihm gegenüber gleichgültig. Im Relativieren verliert sich der Schrecken.
[1] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/extinction-rebellion-mitbegruender-relativiert-den-holocaust-16495485.html
[2] https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/kz-aehnliche-verhaeltnisse-wirklich/
[3] https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/papst-vergleicht-fluechtlingszentren-mit-kzs-14983944.html