Jubiläum. Das kann etwas ungemein Nettes, aber auch etwas abscheulich Schlechtes sein.
Einerseits kann man echt tolle Jubiläen feiern: Etwa, wenn Frau einen superfeschen Mann abbekommt und diesen etliche Jahre an sich binden konnte – dann ist der 25. Hochzeitstag ein wahrer Freudentag; dann hat man allen Grund, es mal so richtig krachen und sich von Champagnerfontänchen berieseln zu lassen.
Hat eben dieser Champagner auch etwas bei anderen Jahresfeiern zu suchen?
Geburtstage fallen natürlich geradewegs raus aus dem Jubilarsraster, denn Geburtstage sind Geburtstage und werden immer als Geburtstage bekannt bleiben!
Aber was ist denn mit Berufsjubiläen? Sind die zu be-„jubeln“? Gibt’s da überhaupt irgendetwas zu jubeln?
Denn seien wir doch ehrlich: Der einzige Grund, warum ein straff workender Angestellter oder Handwerker sein Dienstjubiläum feiern sollte, wäre: anhand der Jahre, die bereits vergangen und akkurat auf der Festtagstorte verewigt sind, kann er genauestens ablesen, dass er seinem Ruhestand näher und näher rückt.
Im Grunde braucht er dafür aber weder Feiern noch Jahrestage, nein, nicht einmal einen Kalender benötigt der fleißige Arbeitnehmer, um zu sehen, wie viel Zeit schon vergangen ist und wie viel Zeit noch bleiben wird, bis er sein Dienstgebäude zum letzten Mal betreten muss. Ein Blick in den Spiegel genügt.
Natürlich heißt es hierbei zunächst einmal: Augen auswaschen, die Übermüdung vom Spagat zwischen Ackern und Leben wegschrubben und den Blick schärfen. Dann sieht er sie aber auch sofort – seine Falten. Sie pressen sich Ring um Ring in sein darbendes Gesicht hinein, wie die Spuren von kleinen boshaften Gartenzwergen, solchen, die einem in der Nacht auf dem Gesicht herumtanzen und mit ihren Harken an den Augenlidern herumkratzen.
Möglicherweise sind es diese Abbauerscheinungen, nebst der latenten Müdigkeit, die dem Arbeitnehmer Hörner auf die Augen setzen, die ihm vorgaukeln, dass alles okay sei.
Er geht Tag für Tag denselben Gang, leiert die gleiche Routine ab und versucht, auch weiterhin wacker zu bleiben. Er hat furchtbare Angst, seine zweifelhafte Tätigkeit an einen Anderen zu verlieren, einen, der vielleicht ein Paar weniger Krater unter den Augen hat.
Und so hangelt er sich von Jubiläum zu Jubiläum, stets ohne die Erkenntnis, dass er am Ende seiner Schaffenszeit von ihr direkt ins Altersheim gerollt wird. Natürlich nur nach erteilter Kontovollmacht…