Der Heimwerker
Man könnte auch sagen, der klassische Heimwerker ist der moderne Sklave der Dienstleistungsgesellschaft…
Der Heimwerker – 2013 © Roger Schmidt
Kauft man ein Haus oder kauft das Haus einen womöglich? Vielleicht raubt es ja vielmehr und in jedem Fall kostet es einiges- nicht nur Geld. Nerven, Zeit und andere unbezahlbare Ressourcen muss man beim Hauskauf auf den noch nicht stehenden Tisch legen. Liegen tut beim Haus kaufen auch einiges – meist die Nerven und zwar ziemlich blank. Ebenso ist der gemeine Hauskäufer bzw. sein Haben-Konto auch, sobald die Traumhütte erworben ist. Dann liegt das Darlehen nicht nur schwer im Magen, sondern es hängt auch einiges – z.B. der Haussegen – zuweilen schief. Da hilft dann auch keine Wasserwaage mehr, um jenes gerade zu biegen und auszubessern, was lange vor dem eigentlichen Einzug bereits aus dem Lot geraten ist.
Ein Haus zu kaufen bedeutet immer auch, eine Immobilie – also eigentlich etwas Unverrückbares- zu erwerben. Nur verschieben sich mitunter vor, während und nach dem Hauskauf die eigenen Vorstellungen. Schon alleine aus diesem Grund sollte Zelte und Nomadentum die immer noch geltenden Standards der Häuslichkeit sein. Wie schnell sind die Zelte doch abgebrochen und ein neuer, passender Stellplatz gefunden. Anders beim Haus: Hier beginnt der Ärger mit dem Haus kaufen bereits mit der richtigen Auswahl der Nachbarschaft. Aber selbst, wenn man glaubt, das perfekte Ambiente gefunden zu haben, sollte man nie außer Acht lassen, dass das eigene Haus womöglich in festen Fundamenten verankert ist, nicht aber die Nachbarschaft. Diese kann sich ändern und wenn der Gartenzaun plötzlich zum Frontlinie mutiert, wünscht man sich spätestens jetzt jene tragbaren Behausungen zurück, die zwar weniger komfortabel sein mögen, dafür aber schnell auf den Rücken geschnallt und mitgenommen sind.
Häuser haben meist mehrere Stockwerke und ebenso abwechslungs- und facettenreich ist deren Erwerb. Ob es sich bei Grundbucheintragung, Notar und anderen Begleiterscheinungen beim Hauskauf eher um Hürden oder gar Stolpersteine, als vielmehr um bloße Etappen handelt, bleibt bislang ungeklärt. Klar scheint in jedem Fall, dass der Wunsch nach Dachterrasse und Panoramafenster nicht unbedingt für den absoluten Durchblick sorgt und eher noch Transparenz erzeugt, welche gerade beim vermeintlich ungestörten Sonnenbaden eher lästig erscheint. Insofern ist das eigene Haus bestimmt der spartanischen Hütte oder dem Zelt der frühen Siedlungsgeschichte vorzuziehen. Doch gerade was das Ziehen in alle drei Windrichtungen (nämlich ein-, um- und ausziehen) angeht, sollte bedacht werden, dass sich unsere heutigen Behausungen nicht nur in ihrer Stabilbauweise von jenen des Nomadentums unterscheiden. Auch jene Lasten, welche außer Bauschutt bei Hauskauf noch so anfallen, können mitunter sehr schwerwiegend sein.
Das Haus – 2013 © Roger Schmidt
Hot cousine in der Haut cuisine … in der Küche wird gekocht, werden Gerichte zubereitet und manchmal auch gehalten. Denn entgegen der landläufigen Meinung sind sie viel mehr als nur bloße moderne Feuerstellen. Die Küche ist das Leben, auch weil die Entdeckung des Feuers mitunter Kultur und Freizeit erschuf, ebenso wie gebratene und gekochte Speisen tagelangen Verdauungsschlaf unnötig machten und somit dem Arbeitsscheuen jegliche Legitimation zur Faulheit entzogen.
Die Küche – 2013 © Roger Schmidt
Gerätschaften für die Küche: Mikrowellen, Kühlschränke, Herde, Töpfe und Pfannen mit Antihaft-Beschichtung – ein jeder ein wahrer Mikrokosmos des wirklichen Lebens. Wünschen wir uns nicht alle mitunter, das Leben, die Lebendigkeit anhalten, einfrieren und bei Bedarf auftauen zu können? Nur nicht festbacken und womöglich weggespült werden. Die Hoffnung auf Restwärme, ein wenig parasitär, aber so sind wir nun mal.
Da möchte man mitunter laut ausrufen: B(e)raten Sie mich! Ich brauche T®oast! Gerade, wenn wieder mal die Frage aufkommt, warum Abschiede niemals süß-sauer, sondern stets bitter-sweet sind, erscheinen einem die die Müh(l)en des Lebens unerträglich und man wa(a)gt es kaum noch, Suppe und Hoffnung zu schöpfen, gerade auch weil bei tiefgehender Hitze alles ansetzt und uns das Fundament weg brennt. Und wer hat dann schon Lust, die Verantwortung und den Schwamm in die Hand zu nehmen, wenn man voller Lebenshunger unachtsam das Feuer aufdrehte? Alles eine Frage der Tiefe, wenn auch flache Teller ebenso profunde Strukturen haben, die sich bei Wärme zusammen ziehen ihren Zellkern umarmen und sich ausdehnen, sobald man sie mit kaltem Wasser abspült.
Die Hoffnung auf immerwährende Wärme endet wie im richtigen Leben meistens in der Erkenntnis, dass sowohl die sich in der Küche befindlichen Kochplatten als auch Gefrierfächer meist nur 3 Stufen haben. Alles eine Frage der Einstellung und Handhabung. Doch die Beziehungstrinität zieht sich weiter – bis in die Tiefen der Schubladen, die man seltsamerweise auch ziehen kann:
DER Löffel: männlich. Scheint logisch. Er arbeitet mit breiter Fläche. Er zermanscht alles und kann aufgrund seiner Form alles an Nahrung aufnehmen, sei es flüssig oder fest. Weigert sich die Nahrung, wird sie eben solange mit roher Gewalt bearbeitet, bis sie sich löffeln lässt. Dieser Prozess kann mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen, doch zeichnet den Löffel nicht nur Beharrlichkeit, sondern vor allem eine robuste Natur aus. Selbst wenn der Stiel mal einknickt, ist die Schaufel noch funktionsfähig. Löffel sind nicht unbedingt schön, aber funktional.
DIE Gabel: weiblich. Gabeln zerpflücken alles. Es sind filigrane und doch mangelhafte Instrumente, da sie sich ausschließlich zum Aufspießen, Angeln und Drehen eignen, bei anderen physischen Erscheinungsformen jedoch kapitulieren müssen. Sie mögen das konkrete, nicht das Verschwommene. Weiterhin ist die Handhabung zeitaufwendig und schwer zu erlernen, während der Löffel bequem im so genannten Caveman-Grip bedient werden kann. Gabeln sind daher historisch gesehen unbedingt älter als Löffel. Sie sind spitz und gefährlich, können mitunter als Waffe eingesetzt werden, verlieren aber pro Zacken wichtige Funktionalität, so dass Gabeln ohne Zacken letztendlich nicht einmal mehr als Löffel benutzt werden können.
DAS Messer: Neutral. Messer sind das schneidende, trennende Element zwischen Gabeln und Löffeln, wobei sie in ihrer Funktion eher eine hybride Verbindungsstelle zwischen den anderen beiden Extremitäten bilden und je nach Anwendung eine große Übung (eine Suppe messern, Kartoffeln balancieren) erfordern, während der Löffel dies mit roher Gewalt löst (Fleisch löffeln), die Gabel jedoch verzweifelt und weint (siehe Suppe gabeln).
Übersicht Cartoons:
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