Lässt sich doch heute aufgrund des Mangels an bezahlbaren Wohnraum manches Etablissement zur Vermietung herrichten, das ein verantwortungsvoller Brandschutzbeauftragter normalerweise sofort räumen lassen würde. Wo Not und Gier groß sind, gibt es auch keine Beschwerden. Ein Treppenhaus mit zusammengenagelten Geländer, im Flur herunterhängende spannungsführende Kabel, Türen aus USB-Platten, kein Quadratmeter der nicht vermietet wurde. Aber nicht alles ist schlecht: neben ein paar immerhin vorhandenen Baumarkt-Brandschutzmeldern gibt es einen vorbeugenden Brandschutz: Kerzen anzünden verboten. Empfiehlt sich von selbst, wen man im vierten Stock eines Altbaufachwerkhauses ohne Notausstieg wohnt, das Nachbarhaus schon mal gekokelt hat und unten eine Betonfläche wartet. Wenn der Vermieter dann auch noch in Sizilien lebt…
Wohnungsnot macht erfinderisch. Kann mich noch gut an die hohen Geschosswohnungen aus meiner Kindheit erinnern. In meinen Zeichnungen entstanden damals mit Zusatzebenen durchzogene Wohnungshöhlen. Piraten- und Räubernester galt es zu planen. Nicht auszuschließen, dass das Beleben solcher Hochgeschoss-Wohnungen bald dem Wohnungsschämen zum Opfer fällt. Wohnungen mit hohen Geschossen sind Heizkostenverschwender und damit klimatisch höchst fragwürdig. Wenn dann auch noch ein SUV vor der Tür sein Klimaunwesen treibt, steht man bestenfalls bald ohne soziale Bindungen da. Schlimmer, und durchaus realistischer, man denke nur an die IAA, wäre ein abendliches Spießrutenlaufen mitten durch pöbelnde Lokal-Klimaaktivisten.
Und die Wohnungsnot steht erst am Anfang. Zwar sprechen alle davon was zu tun wäre, vor allem eine seligmachende Mietbremse einführen, aber ein Land und dessen Politiker, dass noch nicht mal die Bedingungen für den Bau eines Flughafens vernünftig festlegen kann, wird wohl kaum die durchaus komplexen Sachverhalte der Wohnungsnot löse können. Oder wollen…