Die Wahl der Qual: Fernsehen oder Wählen gehen… Mit großem Erstaunen und zur allgemeinem Überraschung wird nach Wahlen oft die Feststellung getroffen, dass die Nichtwähler wieder einen neuen Rekord aufgestellt haben. Die Medien und Politiker ergötzen sich dann ob der Politikverdrossenheit der Bürger und betreiben Ursachenforschung. Die Schuld hat erst einmal der ehemalige Koalitionspartner oder die gegnerische Partei. Aber vielleicht war am letzten Wahltag einfach das Fernsehprogramm besser als das Wahlprogramm oder der Bürger hatte schlicht und ergreifend keine Lust zum Wählen. Er ist eben auch faul und träge. Die Regierung könnte für solche Fälle vielleicht die Verfassung ändern: es gäbe eine Wahlpflicht. Wer nicht wählen geht, muss ein Bußgeld entrichten. Das würde zunächst einmal Geld, Bußgeld, in die Kassen bringen. Selbstverständlich wäre es unerwünscht, dass der Bürger mit einer Wahl einen politischen Willen zum Ausdruck bringt. Nur reagiert er, infantil wie er ist, mit Verweigerung.
Die Wahlprogramme unterscheiden sich unwesentlich und die politische Arbeit der Parteien gleicht wie ein Ei dem anderen. Im schlimmsten Fall arbeiten die Kontrahenten auch noch zusammen. Wer will denn wirklich an den Versprechungen während des Wahlkampfes festgehalten, was ist schon der Wille des Bürgers? Willensschwach ist er ob seiner Politikverdrossenheit. Obwohl bei der letzten Wahl kein Feld für „große Koalition“ zur Auswahl stand, macht man es. Man hat ja Verantwortung zu zeigen. Oder Posten und Einkommen zu sichern…
Warum ist der Berufpolitiker eigentlich so erbost über die Politikverdrossenheit? Schließlich interessiert ihn während seiner Amtszeit auch nicht, welche Meinung der Bürger hat. Was ist also so wichtig daran, dass ein Politiker sich über solche Banalitäten wie verweigerte Wahlstimmen, sich Gedanken zu machen? Die Politikverdrossenheit, aus der die fehlende Wahlbeteiligung resultiert, interessiert die Politiker doch nur aus einem Grund: die Erstattung der Kosten für den Wahlkampf richtet sich nach den erhaltenen Stimmen. Je geringer also die Wahlbeteiligung ausfällt, desto geringer die Erstattung. Der Bürger ist also nicht von Politikverdrossenheit geplagt, er versucht halt einfach nur Steuergelder zu sparen. An der Politik ändert seine Stimme sowieso nichts.