Jahrzehntelang hat man um das politische Beet der Bundesrepublik eine mächtige Schutzhecke gepflanzt. Eine „Brandmauer“ nannte man das – aus bestem Beton-Substrat, angereichert mit Moral-Dünger und einer Prise Staatsknete. Doch siehe da: Plötzlich wuchern zwischen den akkurat gezüchteten Parteiblumen kleine, hartnäckige Pflänzchen, die von der falschen Seite des Gartens stammen. Die Gärtner von SPD und Grünen schlagen Alarm: „Invasive Arten! Befall durch blaue Neophyten!“
Das Pflanzengift als Lebenselixier. Um ihre geliebten Gewächse vor feindlichem Befall zu schützen, setzte Rot-Grün seit Jahren ein hochwirksames Pflanzengifte ein – die „Brandmauertoxine“. Es tötet nicht nur unerwünschtes politisches Unkraut ab, sondern verhindert auch, dass sich alte Pflanzen zu neuen Formen weiterentwickeln. Leider hat das Zeug eine Nebenwirkung: Es hält zwar das blaue Unkraut aus den Regierungsbeeten fern, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die eigenen Pflanzen in einer hermetisch abgeschotteten Monokultur verkümmern.
Das verbotene Unkraut gedeiht prächtig. Während man drinnen das Gift versprüht, wächst das verbotene Gewächs draußen immer weiter. Denn Pflanzen, die nie gegossen oder beschnitten werden, können einfach behaupten, sie seien die stärksten und schönsten. Und weil das Pflanzengift nicht nur gegen Blau, sondern auch gegen neue CDU-Triebe wirkt, bleibt den Wählern irgendwann nur noch die Frage: Lieber welk oder wild?
Der CDU-Gärtner im Dilemma. Friedrich Merz, offiziell Gärtner im schwarzen Sektor, hat es besonders schwer. Er wollte eigentlich nur ein paar konservative Stauden zurück in die Beete holen, aber aus Versehen hat er die Tür zum „AfD-Biohof“ offen gelassen. Jetzt schwankt er: Soll er die frisch gewachsenen Blüten ignorieren, oder sich mit dem Vorschlaghammer in den Garten stellen und alles kurz und klein schlagen? Seine Lösung: Erstmal umfallen.
Panik im Gewächshaus der Demokratie. Und dann kommt die große Empörung: „Das ist wie Weimar!“, ruft der grüne Obergärtner Habeck. „Die Faschismus-Flechten kriechen über den Zaun!“, zetert eine linke Schreigiraffe. „Auf die Barrikaden, gegen die Botanik des Bösen!“, rufen sie alle. Und während das Drama auf der Gartenbühne weitergeht, wächst vor der Brandmauer eine kleine, hellblaue Blume.