Wer versteht schon das Wachkoma eines Beamten. In tiefer Bewusstlosigkeit den Tag über am Schreibtisch verbringen und zum Feierabend plötzlich das Erwachen. Vereinzelt nimmt der aufmerksame Beobachter lokalisierte Reaktionen wahr. Wie zum Beispiel Falten aus der Hose klopfen mit anschließendem Sackkratzen. Aber die Körperbewegungen erfolgen eher starr mechanisch. Stimulationen wie der Befehl „Stempeln!“ führt zum Heben der rechten Hand, die allerdings gleich wieder unkontrolliert mit mühsam festgehaltenem Stempel auf das Antragsformular fällt und anschließend völlig erschlafft. Ein Kommando wie „Augen schließen!“ führt zu tief entspannten Atemzügen mit vibrierend ausgeatmeten Grunzgeräuschen. Gelegentlich wird bei Einnahme des Arbeitsplatzes am frühen Morgen von der zuständigen Betreuungsschwester ein Katheter gelegt. Zumindest bei den Beamten mit Publikumsverkehr und solchen, deren Boden im Büro mit Teppich ausgelegt ist.
Berufstätige, Beamte oder ihr Äquivalent in der Wirtschaft – der Industriebeamte – sollen in diesem Zustand viele Jahre verbringen können, manche sogar bis zur Rente. Man sollte aber nicht den Industriebeamten mit dem Industrieschauspieler verwechseln. Letzterer hat bei geringer Leistung durchaus ein hohes Aktivitätspotenzial.
Es ist ein Irrglaube, ein Wachkoma-Patient würde von seiner Umwelt nichts mitbekommen. Wer davon nicht überzeugt ist, kann das sehr leicht überprüfen. Man verspreche dem betroffenen Kollegen eine Gehaltserhöhung – am nächsten Tag ist der Patient genesen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs sehr hoch.