Karikaturen und Cartoons

von Roger Schmidt

Karikaturist Roger Schmidt

Der Denkmalsturz

Denkmal soll uns wohl sagen: denk mal…
Karikatur, Cartoon: Der Denkmalsturz © Roger Schmidt

Karikatur, Cartoon: Der Denkmalsturz

Der Denkmalsturz ist kein neuzeitliches Phänomen. Francisco de Goya zeichnete um 1814 einen leicht debilen, auf einer Leiter stehenden, die Spitzhacke schwingenden Mann, der dabei ist, eine Büste vom Sockel zu schlagen. Die Bildunterschrift der Tuschezeichnung lautet: „Er weiß nicht, was er tut.“ Ob heutige Denkmalstürzer das wissen?

Normalerweise nötigt so ein Denkmal den Betrachter, die Sichtweise des Denkmalstifters anzunehmen. Selbst später, in einer sich veränderten Gegenwart. Mitunter wird sogar noch während der Errichtungsphase umgedenkmalt. So geschehen mit der Siegessäule auf dem Place Vendôme in Paris. Kaum eine Schlacht gewonnen, die nächste verloren, war alles veraltet, musste umgearbeitet werden. Und am Ende, als alles verloren war, wurde das auf der Spitze stehende Standbild Napoleons Standbild noch einmal kurz glühend verehrt und schmolz dann dahin. Jahre später goss man aus den verbliebenen Kanonen der Schlacht von Austerlitz erneut eine Napoleonfigur. Ein ständiges Hin und Her von Verdammen und Verehren. 

Zur Zeit ist in unserer Gegenwart eher Verdammen angesagt. Alles was nicht zur eigenen Ideologie passt, muss weg. Bestenfalls ins Museum, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch dort politisch korrekt vandaliert wird. 

Man muss auch nicht alles mögen. Der Denkmalsturz der Statue des paranoiden albanischen Diktators Enver Hodschas, einem Steinzeitkommunisten, der 750.000 Bunker als Schutz vor Angriffen bauen, und sich, wie es sich für einen strammen Kommunisten gehörte, tausende seiner Landsleute exekutieren ließ. 

Dieser Personenkult ist ein eher neuzeitliches Phänomen. So brachte es der frühere Diktator Rafael Trujillo in seinem kleinen Inselstaat der Dominikanischen Republik auf 1887 Denkmäler. Und Lenin- oder Stalindenkmäler sind unzählbar.

Mancher Denkmalsturz mag etwas Befreiendes haben und mehr als gerechtfertigt sein, aber er ist auch immer Teil eines Kampfes um Deutungshoheit und allzu oft von einer eingeschränkten Sichtweise begleitet. Vielleicht muss man auch mal was aushalten, kein „Entweder-Oder“ sondern mehr ein „Sowohl-Als-Auch“. Bedeutende Personen waren nicht immer Heilige.

Telegram
Facebook
WhatsApp
Pinterest
Tumblr
Twitter

Nichts verpassen! Die letzten Cartoons!

Kommentare müssen von mir erstmalig freigegeben werden. Danach kann ohne weitere Freigabe direkt kommentiert werden. Meistens schau ich einmal am Tag in meinen Blog. Wenn es mir die Zeit erlaubt oder ich etwas dazu sagen kann, antworte ich auch. Allgemein gilt, sich einfach so verhalten, wie wenn man als Gast bei Freunden eingeladen ist. Man scherzt, lacht und diskutiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Im Zeitalter zunehmender Humorlosigkeit und Zensur in den sozialen Medien kann man sich schnell aus den Augen verlieren. Bleiben Sie in Verbindung. Abonnieren Sie meinen Newsletter!

In meinem Newsletter informiere ich ausschließlich über News auf meiner Internetseite. Ich verwende dazu den Dienst MailerLite. Sie können sich jederzeit aus der Liste wieder austragen.

ZZt. Fehlermeldung, nach dem Eintragen bitte ignorieren.

Karikatur, Cartoon: Newsletter gegen Zensur © Roger Schmidt