Der Denkmalsturz ist kein neuzeitliches Phänomen. Francisco de Goya zeichnete um 1814 einen leicht debilen, auf einer Leiter stehenden, die Spitzhacke schwingenden Mann, der dabei ist, eine Büste vom Sockel zu schlagen. Die Bildunterschrift der Tuschezeichnung lautet: „Er weiß nicht, was er tut.“ Ob heutige Denkmalstürzer das wissen?
Normalerweise nötigt so ein Denkmal den Betrachter, die Sichtweise des Denkmalstifters anzunehmen. Selbst später, in einer sich veränderten Gegenwart. Mitunter wird sogar noch während der Errichtungsphase umgedenkmalt. So geschehen mit der Siegessäule auf dem Place Vendôme in Paris. Kaum eine Schlacht gewonnen, die nächste verloren, war alles veraltet, musste umgearbeitet werden. Und am Ende, als alles verloren war, wurde das auf der Spitze stehende Standbild Napoleons Standbild noch einmal kurz glühend verehrt und schmolz dann dahin. Jahre später goss man aus den verbliebenen Kanonen der Schlacht von Austerlitz erneut eine Napoleonfigur. Ein ständiges Hin und Her von Verdammen und Verehren.
Zur Zeit ist in unserer Gegenwart eher Verdammen angesagt. Alles was nicht zur eigenen Ideologie passt, muss weg. Bestenfalls ins Museum, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch dort politisch korrekt vandaliert wird.
Man muss auch nicht alles mögen. Der Denkmalsturz der Statue des paranoiden albanischen Diktators Enver Hodschas, einem Steinzeitkommunisten, der 750.000 Bunker als Schutz vor Angriffen bauen, und sich, wie es sich für einen strammen Kommunisten gehörte, tausende seiner Landsleute exekutieren ließ.
Dieser Personenkult ist ein eher neuzeitliches Phänomen. So brachte es der frühere Diktator Rafael Trujillo in seinem kleinen Inselstaat der Dominikanischen Republik auf 1887 Denkmäler. Und Lenin- oder Stalindenkmäler sind unzählbar.
Mancher Denkmalsturz mag etwas Befreiendes haben und mehr als gerechtfertigt sein, aber er ist auch immer Teil eines Kampfes um Deutungshoheit und allzu oft von einer eingeschränkten Sichtweise begleitet. Vielleicht muss man auch mal was aushalten, kein „Entweder-Oder“ sondern mehr ein „Sowohl-Als-Auch“. Bedeutende Personen waren nicht immer Heilige.