Willkommen im Land der Dichter, Denker und demografischen Dämmerung – wo man länger lebt, um länger weniger zu bekommen.
Deutschland, das Land, das das Rad des Generationenvertrags einst erfand, hat es inzwischen so oft überdreht, dass man nicht mehr weiß, ob man noch im Umlagesystem lebt oder in einem aufwendig inszenierten Sozialexperiment: „Wie lange kann man Menschen vertrösten, bevor sie merken, dass sie selbst das Experiment sind?“
Episode 1: Die Babyboomer schlagen zurück
Die geburtenstarken Jahrgänge, jahrelang als Wirtschaftswunderknirpse gefeiert, drängen nun kollektiv in die Rente. Ganze Heerscharen von Silberrücken stehen Schlange beim Seniorenteller – während Politik hilflos versucht, den Hühnerfrikassee der Generationengerechtigkeit nachzusalzen.
Mit dem Selbstbewusstsein von Menschen, die nie eine Wohnung auf dem freien Markt finden mussten, fordern die Besserverdienenden unter ihnen lautstark: „Wir haben dieses Land aufgebaut!“ – und vergessen dabei charmant zu erwähnen, dass sie es auch gerade genüsslich abbauen, Ziegel für Ziegel, mit jeder Rentenüberweisung aus dem Bundeshaushalt.
Episode 2: Die große Illusion
Das Umlagesystem – diese feierliche Umverteilung in Echtzeit – lebt von einer Prämisse: dass es immer mehr Junge als Alte gibt. Ein bisschen so wie beim Schneeballsystem, nur dass hier kein dubioser Anlageberater im Hintergrund sitzt, sondern der Staat mit einem gutgelaunten Rentenversicherungsbericht, der jedes Jahr aufs Neue verkündet: „Hier gibt’s nichts zu sehen. Bitte weitergehen.“
Episode 3: Rentner auf der Flucht
Wer heute 35 Jahre in Teilzeit gearbeitet hat und Kinder großgezogen hat, darf sich auf eine Rente freuen, die irgendwo zwischen einem Wocheneinkauf bei Aldi und einem Kaffeekränzchen bei Tafeln pendelt. Ein Hoch auf die Lebensleistung.
Aber keine Sorge: Private Vorsorge ist ja möglich – solange man genug verdient, nicht alleinerziehend ist, nie krank wird und mit 23 schon wusste, was ein ETF ist.
Episode 4: Die vier apokalyptischen Stellschrauben
Und wenn das Kartenhaus zu wackeln beginnt, hat die Politik für die jüngere Generation gleich vier altbewährte Lösungsansätze im Werkzeugkasten der nackten Verzweiflung:
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Beitrag rauf – Damit das Arbeiten noch mehr Spaß macht.
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Rente runter – Damit man sich auf gar keinen Fall aufs Altwerden freut.
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Rente später – Weil Rückenschmerzen mit 68 besonders erfüllend sind.
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Mehr Steuern – Weil der Staat ja schließlich auch was von der Misere haben will.
Episode 5: Hoffnung heißt Generationenkapital
Und dann kommt sie: die Aktienrente. Endlich, die deutsche Antwort auf die Pensionssysteme von Norwegen und Chile – nur ohne Öl, ohne Milliardenüberschüsse und mit der Finanzkompetenz einer Bananenrepublik.
Mit viel Tamtam wird angekündigt, dass man nun Kapitalmärkte anzapft. Eine Revolution! Dabei hat man still und heimlich vergessen, dass ein Kapitalstock im Milliardenbereich, der Rentenlöcher von Hunderten Milliarden jährlich stopfen soll, ungefähr so hilfreich ist wie ein Wassereimer aus Pappe gegen den Klimawandel.
Episode 6: Die finale Frage
Was also bleibt?
Ein Land, das sich wundert, warum junge Menschen nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung vertrauen, während gleichzeitig Rentner mit der Deutschlandfahne durch Talkshows winken und „soziale Sicherheit“ beschwören – natürlich auf Basis ihrer 3.500-Euro-Bestandsrente und Eigenheim in guter Lage.
Ein Land, das Zuwanderung und Armutseinwanderung lebt, aber keine Wohnungen hat. Das Digitalisierung fordert, aber Faxgeräte liebt. Das dem demografischen Wandel mit Durchhalteparolen begegnet und gleichzeitig Kinder als Klimaschädlinge verteufelt.
Schlussakkord
Am Ende wird es so kommen: Der Generationenvertrag wird nicht gebrochen – er wird einfach abbezahlt. In Form von niedrigeren Renten, längerer Arbeit und höheren Abgaben. Ein Deal, bei dem keiner lacht. Außer vielleicht der Bundesfinanzminister, wenn er feststellt, dass das Geld trotzdem nicht reicht.
Immerhin stirbt man statistisch gesehen satter – wenn auch später und ärmer.